Die zytologische Untersuchung des Knochenmarks dient der Abklärung von Abweichungen des Differentialblutbildausstriches, zur Ursachenabklärung bei Blutarmut (Anämie), dem Ausschluss eines Knochenmarkbefalls bei Lymphknotenvergrößerungen (Lymphomen) und wird zudem bei Verdacht auf Leukämie (Blutkrebs) durchgeführt. Die morphologische Beurteilung von Knochenmarkzellen bildet die Basis für die Erstellung einer Diagnose und Entscheidungshilfe für die weitergehende Diagnostik (zytochemische, zytogenetische Tests). Entwicklungen wie demographischer Wandel und steigende Kosten im Gesundheitswesen erfordern eine Zentralisierung und Automatisierung der entsprechenden zytologischen Untersuchungen, die für die Knochenmarksauswertung zum heutigen Zeitpunkt noch nicht möglich sind.
Das Fraunhofer IIS entwickelt Verfahren und Systeme für die Analyse von Knochenmarkspräparaten. Diese Präparate werden mit einem automatisierten Mikroskop digitalisiert und auf einem leistungsfähigen Rechner analysiert. In den aufgenommenen Bilddaten werden Auswerteregionen bestimmt und die dort vorliegenden Zellen automatisch segmentiert und von den umgebenden Zellen getrennt. Mit einer Vielzahl von Merkmalen, die die Zellmorphologie beschreiben, können die verschiedenen Reifestadien der Blutzellen charakterisiert, klassifiziert und statistisch ausgewertet werden. Diese Auswertung ist für die weiterführende Diagnostik und Therapie ausschlaggebend.
Aufgrund der demographischen Entwicklung und steigender Kosten ist die Verfügbarkeit von Fachpersonal für die Differenzierung am Mikroskop zunehmend rückläufig. Der Trend zur Zentralisierung von Fachlaboren setzt sich fort und erfordert effiziente, automatisierte Lösungen.
Automatisierte Lösungen bieten das Potenzial einer höheren und langfristigen Verfügbarkeit der notwendigen Kompetenzen. Eine Beschleunigung der Befundung von akuten Fällen und verbesserte therapeutischen Erfolge werden dadurch möglich. Außerdem erhöht eine standardisierte und dokumentierte Diagnostik das Qualitätsniveau und führt zu effizienteren Abläufen.